Was ist so schwer daran, gesund zu leben?
Hier werden aktuelle Ernährungsthemen diskutiert. Hast Du Fragen, Anregungen oder Kommentare? Schreib mir!
Warum tut sich unsere Gesellschaft so schwer mit einem gesunden Lebensstil?
Nahrungsmittelreize an jeder Ecke, der Duft von frischem Brot, Teigrolle an der U-Bahn, noch schnell ein Sandwich auf dem Weg zur Arbeit. Jetzt aber dalli, schnell noch runtergewürgt, am besten wenig kauen – das haben wir wunderbar gelernt.
Abends das gleiche: Keine Lust mehr, noch was zu kochen, leerer Kühlschrank – jetzt auch noch einkaufen vor dem Kochen. Mahlzeitenplanung ist nicht jedermanns Sache.
Routinen schaffen liegt strukturierten Menschen besser als anderen. Jeder kann es lernen, Routinen zu schaffen und ihnen zu folgen. Ist die Ernährung erstmal gesund etabliert, merkt man schnell, wieviel besser sich Körper und Geist fühlen. Aber der Weg dahin. Und das Dranbleiben. Alles nicht so einfach. Bequem ist eben einfacher. Um etwas zu ändern, müssen wir unsere Komfortzone verlassen. Wie ungemütlich. Was aber, wenn da draußen noch was viel Tolleres schlummert? Keine Neugier auf ein anderes, noch fantastischeres ich?
Ja es stimmt, wir haben es nicht leicht, allen Verführungen zu widerstehen, wenn es auf der Straße nach Essen riecht, wenn der kleine Hunger die Überhand gewinnt und wenn die Verwandtschaft auftischt. Ist es nicht aber dein, mein, euer, unser Leben, das wir selbst verantworten, das wir so gestalten möchten, wie wir es wirklich wollen? Stattdessen machen wir uns zu unserem eigenen Sklaven, drehen uns im Hamsterrad – nicht nur, was das Einkaufen im Supermarkt im Chaos des Einzelhandels angeht, sondern auch innerhalb unserer eigenen Gedankenmuster, die sich immer wieder gegenseitig austricksen.
Bis der Wandel im Lebensmittelsektor und in der Politik bezüglich der Ernährung und der Landwirtschaft so voranschreitet, dass wir uns auf das, was wir einkaufen, verlassen können – also dass unser Food-Shopping nicht nur vermeintlich gesund ist, sondern auch alles enthält, was unser Körper an Nährstoffen braucht und Unnützes wie Ungesundes gar nicht erst in die Tüte kommen, müssen wir uns eigenverantwortlich darum kümmern.
Wie unser Essverhalten beeinflusst wird, betrifft die äußeren Faktoren. Was unsere Ernährung mit uns macht, steht auf einem anderen Blatt Papier. Wie vital fühle ich mich und habe ich Lust auf den Tag? Bin ich miesepetrig oder heiter, blass oder apfelbäckrig, beschwerlich oder geerdet? Unser Futter beeinflusst unsere Psyche immens. Und unsere Gedanken bestimmen, was wir essen. Oder umgekehrt. Also wie jetzt wirklich?
Wenn wir verstehen, dass wir nicht alle gleich sind, wissen wir, dass du nicht isst wie ich und ich nicht esse wie du. Vielleicht essen wir auch das gleiche und fühlen uns anders. Eins ist uns trotzdem allen gemein: Wenn wir fühlen, was uns guttut, wollen wir mehr davon. Und wenn das dann noch positives Weiteres nach sich zieht, möchten wir es dauerhaft.
Wenn wir in uns hineinschauen, braucht es die Befähigung, gut zuzuhören. Unser Körper spricht mit uns. Stets und ständig. Lasst uns wieder zuhören.
Inspiriert durch Dr. Mathias Riedl, Unser Essen – Killer und Heiler (2022) und Thilo Bode, Der Supermarktkompass (2023)